20 Quadratmeter, Kochnische, kleines Bad – Wer die Objektbeschreibung liest, könnte meinen, es handele sich um ein Studentenappartement. Tatsächlich aber sind das die Eckdaten eines Hauses, genau genommen eines Tiny Houses. Zu Zeiten von explodierenden Mieten und zunehmenden Wohnraummangel finden die Minihäuser immer mehr Anhänger. Was es mit dem großen Trend zum kleinen Wohnen auf sich hat und was Eigentümer wissen müssen.
Die Grundfläche von Tiny Houses beträgt oft nicht mehr als 25 Quadratmeter. Dabei sind sie echte Raumsparwunder. So verfügen sie über alle Anlaufstellen des täglichen Bedarfs von einer Kochnische bis hin zum Badezimmer mit Dusche und WC. Das Schlafzimmer ersetzt eine Schlafempore unter dem Dach, die über eine kleine Treppe oder Leiter zugänglich ist. Viele der Kleinhäuser sind mobil und lassen sich wie ein Wohnwagen mit dem Pkw transportieren.
Weniger Wohnfläche, mehr Nachhaltigkeit
Weniger Wohnfläche bedeutet weniger Ressourcen. Das gilt sowohl für den Hausbau als für den laufenden Betrieb wie für den Strom- und den Heizenergieverbrauch. Eine Studie der amerikanischen Saint John`s Universität belegt: Durch eine Halbierung der Wohnfläche, ließe sich der CO2-Verbrauch einer Immobilie um 36 Prozent reduzieren.
Allerdings gilt es auch bei Kleinhäusern auf eine ausreichende Dämmung zu achten. So preisen viele Hersteller ihre Minihäuser als Energiesparwunder an. Das ist jedoch nur bedingt richtig. Ein Haus mit wenig Wohnfläche und schlechter Dämmung kann auf einen höheren Energieverbrauch kommen als ein größeres Haus mit einer guten Wärmeisolierung. Deshalb gilt es auch bei Tiny Houses auf die energetischen Standards zu achten.
Fakt ist jedoch: Bei vollständiger Baugleichheit wird ein Haus mit weniger Wohnfläche unter ökologischen Gesichtspunkten immer besser abschneiden als ein größeres Haus. So kommt es, dass heute immer mehr Menschen aufgrund ihres ökologischen Bewusstseins in ein Mikrohaus ziehen.
Wie aus der Not eine Tugend wurde
Dabei liegt der Ursprung der kleinen Häuser ganz woanders. Im Jahr 2018 platzt die Immobilienblase in den USA und verursacht eine weltweite Finanzkrise. Um sich ihren Wunsch vom Wohneigentum dennoch erfüllen zu können, setzen amerikanische Hausbesitzer zunehmend auf kleine Häuser.
Hierzulande treffen Tiny Houses auf einen ähnlich prekären Wohnungsmarkt wie während ihrer Entstehungszeit in den USA. Vor allem in den Großstädten verkommt Wohnraum zu einem Luxusgut, das für immer weniger Menschen bezahlbar ist. Mit Anschaffungskosten ab 25.000 Euro bieten Tiny Houses eine bezahlbare Alternative zur Eigentumswohnung.
Downsizing als Lebensphilosophie
Mit dem Small House Movement gibt es mittlerweile sogar eine eigene Bewegung aus Anhängern des kleinen Wohnens. Neben den finanziellen und ökologischen Aspekten spielen dabei auch psychologische Bewegründe eine Rolle.
Mehr als 10.000 Gegenstände – So viel Inventar gehört zu einem durchschnittlichen europäischen Haushalt. In den USA sind es sogar dreimal so viele Gegenstände. Ein Credo des Small House Movements besteht in der Besinnung auf das Wesentliche. Wer weniger Wohnfläche besitzt, verfügt über weniger Stauraum und entscheidet viel bewusster, welche Gegenstände er wirklich benötigt.
Gleichzeitig sehen Anhänger der Bewegung in dem kleinen Wohnen einen Schlüssel zu mehr Freiheit. Denn je mehr jemand besitzt, desto mehr Geld benötigt er. Desto mehr muss er arbeiten und desto weniger Zeit für sich bleibt ihm. Demnach kann weniger hier durchaus mehr bedeuten: Weniger Wohnfläche, mehr Zeit für das, was wirklich wichtig ist: Zu leben und sich selbst zu verwirklichen.
Vielen Dank an Theresa Bruns für diesen Beitrag – sie schreibt für den Blog von Modulheim: https://www.modulheim.de/blog/