„SZ-Magazin: Die Konjunktur in Deutschland ist gut. Es scheint, als ginge trotzdem die Angst vor dem Abstieg um. Stimmt das?
Cornelia Koppetsch: Viele Menschen hier befinden sich in ungesicherten Arbeitsverhältnissen. Sie haben wenig Halt in der Gegenwart und das Gefühl, ihr eigenes Leben nicht planen zu können. Das aber ist die Voraussetzung für ein funktionierendes kapitalistisches System: dass die Beschäftigten ein Minimum an Zukunftssicherheit im Leben haben.
Das hieße, wenn jeder Mensch sich in diesem Zustand befände, wäre der Kapitalismus am Ende?
Theoretisch schon. Wenn größere Bevölkerungskreise die Kontrolle über ihr Leben verlieren, wie dies in Entwicklungsländern der Fall ist, ziehen sie sich oft in gegenwartsbezogene Lebensformen zurück. Sie kümmern sich nicht mehr um die Zukunft, sie bringen sich auch in der Arbeit nicht mehr ein. Es ist eine offene Frage, wie sich dies in Deutschland entwickelt. Hier leben etwa 25 Prozent in gefährdeten Lagen, zehn Prozent in verfestigter Armut. Das ist eine Menge. Da kann man sich schon fragen: Was passiert mit einer Gesellschaft, wenn vielen ihrer Mitglieder eine Existenz im Rahmen der herrschenden Ordnung verwehrt wird?“
Zum ganzen Interview im SZ-Magazin: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/43404/Freiheit-ist-kapitalistischer-Mainstream